3 Wege, um herauszufinden, was Dein Chef, Deine Mitarbeiter und Deine Kollegen von Dir denken

Führung

Fragst Du Dich manchmal, was die anderen in der Arbeit von Dir denken? Ist Dir schleierhaft, warum das nicht wirklich dem entspricht, wie Du Dich selbst siehst? Und wusstest Du, dass Deine Reputation über Dein berufliches Vorankommen entscheidet?

Ich hatte vor kurzem ein Catch-up-Gespräch mit einem sehr guten Bekannten, mit dem ich gemeinsam Ende 2014 bei INSEAD den Global Executive MBA abgeschlossen habe. Wir unterhielten uns über all das, was seither in unser beider Leben passiert ist, und kamen auch auf die ein oder andere Erinnerung an unsere MBA-Zeit zu sprechen. „Work hard, play hard.“ ist definitiv ein Motto, das man unserem MBA-Jahrgang hätte anheften können.

Und als mein Bekannter dann Sätze sagte wie „Ich wünschte, es würde mir so leicht fallen wie Dir, auf andere Menschen zuzugehen.“ oder „Mit Deiner extrovertierten Art ist das Sprechen vor einer großen Gruppe viel einfacher.“ oder „Ich habe es nur einmal erlebt, dass Du nicht völlig ruhig und gelassen warst.“ war ich doch ziemlich verblüfft. Ich fragte mich die ganze Zeit: „Wovon zur Hölle redet er? Wie kommt er darauf? So bin ich ja gar nicht!“ Und mir wurde einmal mehr der eklatante Unterschied zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung, zwischen meiner „Reputation“ bei anderen und meinem inneren Erleben, meiner eigenen „Identität“ bewusst.

Warum Deine Vorgesetzten, Deine KollegInnen und Deine MitarbeiterInnen Dich mit anderen Augen sehen

Jeder von uns hat eine Vorstellung davon, WER er ist und sein möchte. Jeder von uns hat ein – mehr oder minder klares – Selbstbild. Dieses Selbstbild, die eigene Identität, entwickelt sich im Laufe unseres Lebens auf Basis unserer Erfahrungen und Erlebnisse; es ist vielleicht auch geprägt von Vorbildern und Mentoren, die uns begleitet haben und die wir sehr schätzen.

Aber egal wie es entstanden ist, es stimmt in der Regel nicht in allen Aspekten mit dem überein, wie andere uns wahrnehmen, erleben und sehen. Unsere „Reputation“ – das Fremdbild – ist selten identisch mit unserem Selbstbild – unserer „inneren Identität“.

Aber in was unterscheiden sich Selbst- und Fremdbild genau?

Da gibt es zum einen die berühmten „blinden Flecken“ – jene Eigenschaften / Teile von uns, die andere bei uns wahrnehmen, uns selbst aber verborgen bleiben. Meist handelt es sich dabei um Eigenschaften, die wir an uns nicht mögen und nicht sehen wollen, Dinge, die wir verdrängen oder nicht wahrhaben wollen.  

Zum anderen gibt es aber auch Eigenschaften oder Teile unserer Identität, die wir im Arbeitsleben vielleicht nicht zeigen wollen, Teile von uns, die zum Beispiel unserem privaten Ich vorbehalten bleiben.

Entscheidend ist, dass Deine Reputation – also wie andere Dich wahrnehmen – über Deinen beruflichen Erfolg bestimmt und nicht Dein Selbstbild!

Ich fühlte mich in der Situation mit meinem MBA-Freund seltsam. Denn ich hatte nicht bewusst versucht, während des MBAs anders zu sein als ich bin bzw. denke zu sein oder anders als ich mich selbst wahrnehme ;-). Ich hatte nicht versucht, etwas zu verbergen oder mich zu verstellen. Und dennoch unterschied sich die Wahrnehmung von außen deutlich von meinem inneren Erleben.

Geht es Dir auch manchmal so? Zum Beispiel wenn Du in einem Feedback- oder Beurteilungsgespräch sitzt?

Was Du Dir dabei vor Augen führen solltest: Entscheidend für Deinen beruflichen Erfolg ist nicht, wer Du glaubst zu sein oder sein möchtest. Entscheidend ist, wie andere Dich wahrnehmen – Deine Vorgesetzten, Deine KollegInnen, Deine MitarbeiterInnen. Entscheidend ist Deine Reputation.

Entscheidend ist, wie jene Dich sehen, die Einfluss auf Deinen beruflichen Erfolg haben. Denn nur wenn sie von Dir überzeugt sind, wirst Du auch die nächsten Karriereschritte machen können.

Auch in Management Assessments, die oft unterstützend bei Beförderungsentscheidungen eingesetzt werden, geht es nur untergeordnet um Deine eigene Sicht auf Dich selbst. Vielmehr steht die Wahrnehmung von außen im Vordergrund.

Denn es ist wissenschaftlich belegt, dass die Reputation einer Person, also wie diese Person von anderen wahrgenommen wird, stärker mit ihrer beruflichen Leistung zusammenhängt als ihr Selbstbild!

Deine Reputation ist das Bild, das andere von Dir haben.

Deine Reputation ist all das, was andere um Dich herum im Alltagsgeschehen an Dir wahrnehmen. Deine Stärken und Schwächen, die sich im täglichen Miteinander zeigen.

Deine MitarbeiterInnen wissen (nach einer Weile) sehr genau, in welchen Situationen Sie auf Deine Stärken bauen können und in welchen Situationen sie vielleicht besser an anderer Stelle um Rat und Unterstützung bitten oder einen Bogen um Dich machen.

Deine Vorgesetzten wissen, welche Projekte bei Dir und welche bei einem/einer Deiner KollegInnen am besten aufgehoben sind.

Deine KollegInnen wissen genau, zu welchen Themen sie Dich aufsuchen und welchen Flurfunk sie zu Dir tragen oder bei Dir abfragen können.

Das alles hat nichts mit Deiner fachlichen Expertise zu tun. Das alles hat auch nichts damit zu tun, ob Du Dich selbst in bestimmten Bereichen für kompetent oder erfahren oder „stark“ hältst.

Das alles hat ausschließlich mit Deiner Reputation zu tun. Damit, wie Deine Vorgesetzten, Deine KollegInnen und Deine MitarbeiterInnen Dich im täglichen Miteinander erleben.

Deine Reputation zu kennen ist ein glasklarer Erfolgsfaktor.

Je genauer Du also weißt, wie Du von Deinem Umfeld, den wichtigen Stakeholdern und Entscheidungsträgern wahrgenommen wirst, desto besser kannst Du einschätzen, wie andere auf Dich reagieren und desto eher kannst Du Deine Reputation, Dein Verhalten in bestimmten Situationen auch beeinflussen.

Zugegeben: Letzteres – also Deine Reputation zu beeinflussen – ist nicht ganz leicht.

Eine introvertierte Person wie ich wird nicht einfach so von heute auf morgen zu einem extravertierten Partyhelden. Aber wenn Dir klar ist, worin Deine Stärken und Schwächen bestehen, welche Verhaltensweisen Dir besonders leicht fallen und was Dir eher schwerfällt, kannst Du deutlich besser damit umgehen und gezielter auf einzelne Situationen, Anforderungen oder Veränderungen reagieren.

In meinem Fall bedeutet das, dass ich Strategien für mich entwickelt habe, wie ich trotz meiner Introvertiertheit mit Situationen, die extravertiertes Verhalten von mir verlangen, effektiv und erfolgreich umgehen kann. Und offensichtlich – das hat das Telefonat mit meinem MBA- Freund gezeigt – gelingt mir das mittlerweile so gut, dass mein Umfeld mich tatsächlich für extravertiert hält … 🤪

(Anmerkung: In der Alltagssprache ist von Extrovertiertheit bzw. extrovertiertem Verhalten die Rede. Der korrekte psychologische Ausdruck lautet jedoch Extravertiertheit bzw. extravertiertes Verhalten.)

Das Bewusstsein über Deine Reputation verleiht Dir im wahrsten Sinne des Wortes SELBST-BEWUSSTSEIN.

Und das verschafft Dir einen klaren Wettbewerbsvorteil: Wenn Du weißt, wie andere Dich wahrnehmen, welche Stärken und Schwächen sie bei Dir sehen, und auch welches Verhalten Dir selbst leicht bzw. schwer fällt, bist Du in der Lage, Situationen erfolgsorientierter zu gestalten.

3 Wege, um herauszufinden, was Dein Chef, Deine MitarbeiterInnen und Deine KollegInnen von Dir denken

Wie findest Du also heraus, was Deine Vorgesetzten, Deine KollegInnen und Deine MitarbeiterInnen von Dir denken?

Dazu gibt es 3 verschiedene Möglichkeiten:

1. Du holst regelmäßig und gezielt Feedback in Deinem Arbeitsumfeld ein

Wenn Du regelmäßig Feedback von einigen Personen in Deinem Arbeitsumfeld einholst, kannst Du ein gutes Gespür dafür entwickeln, was andere von Dir denken. Wen Du dazu fragen kannst?

  • Vielleicht hast Du eine gute, vertrauensvolle Beziehung zu Deinem/Deiner Vorgesetzten und kannst über das jährliche Mitarbeitergespräch hinaus regelmäßig um Feedback bitten.
  • Natürlich kannst Du auch anhand konkreter Projekte oder Anlässe bei Deinen MitarbeiterInnen nachfragen, wie sie Dich erleben.
  • Genauso könnte es hilfreich sein den/die ein oder andere/n KollegIn ins Vertrauen zu ziehen und eine Feedback-Partnerschaft aufzubauen – davon kann auch Dein/n KollegIn profitieren.
  • Oder siehst Du die Möglichkeit Dir eine/n MentorIn im Unternehmen zu suchen, der/die Dich hier unterstützen kann?
  • Auch sehr hilfreich kann es sein, ehemalige Vorgesetzte, MitareiterInnen oder KollegInnen zu fragen! Da ihr nicht mehr zusammenarbeitet, ergibt sich daraus häufig ein sehr offenes Feedback.

2. Du fragst in Deiner Personalabteilung nach, ob es die Möglichkeit eines 360-Grad-Feedbacks gibt

In vielen Unternehmen gibt es die Möglichkeit, ein 360-Feedback einzuholen. Dabei werden anhand standardisierter Fragebögen verschiedene Personengruppen in Deinem Umfeld befragt (z.B. Vorgesetzte, KollegInnen, MitarbeiterInnen, KundInnen). Sowohl die Inhalte als auch der Umfang variieren hierbei stark. Es wäre also sinnvoll, sich das genau anzuschauen und zu prüfen, ob es sich für diese Zwecke eignet.

Ein solches 360-Grad-Feedback ermöglicht Dir einen hervorragenden Einblick wie Du von außen wahrgenommen wirst, ist jedoch sehr aufwändig.

3. Du nutzt ein Persönlichkeits-Assessment

Die 3. Möglichkeit besteht darin, anhand eines Persönlichkeits-Assessment herauszufinden, wie Dich Deine Vorgesetzten, KollegInnen und MitarbeiterInnen wahrnehmen.

Ich habe hierbei sehr gute Erfahrungen mit dem Hogan Personality Inventory gemacht. Die Anwendung ist einfach und unkompliziert – Du füllst 3 Fragebögen à ca. 15 Minuten aus – und erhältst einen sehr guten Einblick in Deine Reputation.

Du erfährst darüber hinaus, wie Du unter Stress und Druck wahrgenommen wirst (meist verhalten wir uns dann anders als im normal laufenden Arbeitsalltag) und in welche Risiken Du in solchen Situationen hineinläufst, welches potenziell kontraproduktive Verhalten Du also gern unter Stress und Druck an den Tag legst.

Mehr zu den Risiken unter Druck und Stress erfährst Du in meinem Blogpost „Unter Stress: Risiken beim Führen und wie Du sie vermeiden kannst. Oder: Die „dunkle Seite“ Deiner Macht und wie Du in 3 Schritten zum Jedi wirst“.

Darüber hinaus werden mit einem solchen Persönlichkeitsfragebogen Deine Werte und Denkmuster erfasst.

Mit diesen drei Perspektiven

  1. Deinen Stärken und Schwächen im normalen Arbeitsalltag,
  2. Deinem potenziell kontraproduktiven Verhalten unter Druck und Stress und
  3. Deinen Werten und Denkmustern

erhältst Du einen umfassenden Überblick über das, was Dein Verhalten ausmacht und bestimmt.

Auf dieser Basis kannst Du sehr viel gezielter agieren.

Es wird aber darüber hinaus auch möglich, abzugleichen, ob die Anforderungen, die Dein Arbeitsumfeld an Dich stellt, überhaupt zu dem passen, was Dir leicht fällt und wichtig ist. Damit wird es möglich, Stressfaktoren zu identifizieren und Verhaltensweisen zu entwickeln, um diesen entgegenzuwirken.

Fragst Du Dich manchmal, was andere über Dich denken?

Wenn Du tiefer in das Thema eintauchen möchtest, dann melde Dich gerne bei mir. Hier findest Du den Link zu meinem Kalender, um einen Termin zu vereinbaren:

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