Bald sollte es losgehen: neuer Arbeitgeber, neuer Job. Die Kündigung war durch und ich freute mich auf ein paar Wochen entspannten Resturlaub.
Und dann der Schock: Schwanger mit dem 1. Kind. Ausgerechnet jetzt?!
In meinem Kopf rotierten verschiedene Optionen:
1) Den neuen Job abblasen und erst mal mein Leben mit Kind und Kegel auf die Reihe kriegen. Klar war, dass dann eine Vertragsstrafe fällig wird.
2) Beim neuen Arbeitgeber antreten und schauen, wie sich alles regelt. Mit dem Risiko, dass alle die Situation so ungünstig finden, dass ich nicht wirklich eine Chance habe, dort erfolgreich zu werden.
3) Beim alten Arbeitgeber versuchen, die Kündigung rückgängig zu machen, und im bekannten Umfeld entspannt das Kind bekommen. Aber es hatte ja einen Grund für meine Kündigung gegeben …
Keine Option fühlte sich wirklich gut oder richtig an. Ich war verzweifelt.
Ich wollte tatsächlich einfach alles ablasen, aber dann regte sich eine Stimme in mir, nicht so schnell aufzugeben.
Der 1. Arbeitstag. Ich war total nervös, bat meinen Chef direkt um ein Gespräch, ließ die Katze aus dem Sack und sah in ein – verständlicherweise – leicht verstörtes Gesicht. 🥴
Ich bot meinem Chef 2 Optionen an (rein rechtlich war ich quasi erst mal unkündbar):
1) Wir canceln den Arbeitsvertrag.
2) Ich bleibe und komme 3-5 Monate nach der Geburt in Vollzeit zurück.
Meinem Chef war als Vater von 2 Kindern völlig klar, dass Option 2 wahrscheinlich nicht haltbar war.
Aber das war egal.
Denn mit meiner Offenheit und der Tatsache, dass ich ihm einen Ausweg anbot, hatte ich bei ihm eine Tür aufgestoßen.
Wir einigten uns darauf, dass ich bleibe, und ich zog Option 2 durch. Wir arbeiteten viele Jahre sehr gut und vertrauensvoll zusammen.
Mein Fazit: Offenheit und Transparenz, ein wertschätzender Umgang auf Augenhöhe und das Suchen nach win-win-Lösungen zahlen sich aus.
Immer.